Anfang Oktober 2011 war die Aufregung im Dorf groß. Im beschaulichen Kalkum, wo fast jeder jeden kennt, hatten Metalldiebe zugeschlagen. Ausgerechnet die am Kriegerdenkmal angebrachte Bronzetafel mit den Namen der in zwei Weltkriegen gefallenen Söhnen des kleinen Ortes war verschwunden.
Knapp vier Wochen später am 4. November 2011 herrschte dann nur noch Fassungslosigkeit. Das vier Meter lange Bronzeschwert, verankert zwischen zwei großen Findlingen aus dem Neandertal, war mit Gewalt aus seinen Halterungen herausgerissen worden – und verschwunden.
Zeugen hatten am helllichten Tag einen mit Metallskulpturen beladenen gelben LKW in der Nähe des Denkmals gesehen. Es kamen Gerüchte auf. Der gelbe LKW mit auswärtigem Kennzeichen sei auch schon beim ersten Diebstahl gesichtet worden. Und wohl auch an anderer Stelle in Düsseldorf wo sich die Metalldiebstähle in letzter Zeit gehäuft hatten. Sogar vor Friedhöfen schreckten die dreisten Diebe nicht zurück.
Die Kalkumer Schützenbrüder, die sich bis dahin um die Pflege und den Unterhalt des Denkmals gekümmert hatten, hatten zunächst noch die Hoffnung, dass sich das Gartenamt des Schwertes angenommen haben könnte. Leider ein Trugschluss. Das Denkmal war endgültig zerstört.
Auch wenn die Gedenkstätte ein zentraler Bestandteil des Dorfes war, wurde man sich ihrer Bedeutung erst bewusst, nachdem sie zerstört war. Denn anders als bei vielen Kriegerdenkmälern war dieses ein Projekt der Kalkumer Bürger. Die Idee für das Denkmal entstand bereits 1917, mitten im ersten Weltkrieg. Jahrelang hatten die Bewohner des Dorfes Geld für die Realisierung gesammelt und es konnte erst 1930 eingeweiht werden. Erst 1954 kam das Schwert hinzu. Der Verlust für das Dorf wog schwer, da ein Teil der Heimat und Identität für immer verloren schien.
Aber kaum hatte die örtliche Presse über den Vorfall berichtet, tauchte das Schwert im Düsseldorfer Stadtteil Oberbilk wieder auf. Im Auftrag der Stadt, hatte die Gießerei Schmäke das 1954 von Kurt Schwippert geschaffene Schwert zwecks Überarbeitung abmontiert und in ihrer Werkstatt eingelagert. Sozusagen Glück im Unglück, denn die Halterungen fanden die Mitarbeiter bereits mit einer Flex bearbeitet vor. Sehr wahrscheinlich hätten die Metalldiebe schon bald wieder zugeschlagen und das Schwert wäre endgültig verloren gewesen. Die Bronzetafel indes blieb bis heute verschwunden.
Das Denkmal wurde in den nächsten Monaten vollständig restauriert. Das überarbeitete Schwert wurde nunmehr diebstahlsicher angebracht. Anfang Juni 2012 konnte die Gedenkstätte feierlich neu eingeweiht werden, diesmal allen Kriegsopfern gewidmet. Die neue Bronzetafel mit den Namen der Gefallenen befindet sich heute an der Mauer des Kirchplatzes der Pfarrkirche St. Lambertus.
Auch wenn das Rätsel um das verschwundene Schwert schnell gelöst werden konnte, gibt es ein anderes Mysterium im Schlosspark Kalkum: Die unbekannten Statuen